Konsequenzen von Erdgas als Brückentechnologie

Auf dem Bild ist ein Erdgastank zu sehen.

Ein NFP-70-Projekt erforschte, ob Erdgas eine notwendige oder eine kostengünstige Option darstellt, um den Übergang zu erneuerbaren Energien zu vollziehen.

​Um das oberste Ziel des Pariser Abkommens zu erreichen, müssen sämtliche Emissionen aus der Verbrennung fossiler Energieträger vermieden werden. Dennoch beinhalten einige von Schweizer Politikern diskutierte Szenarien des künftigen Elektrizitätssystems Erdgas als Brückentechnologie, um die Verlässlichkeit erneuerbarer Energien zu gewährleisten, bis mehr Möglichkeiten zur Speicherung von Elektrizität verfügbar sind.

Das NFP-70-Projekt "Risiken der erneuerbaren Stromversorgung" unter der Leitung von Anthony Patt an der ETH Zürich untersuchte, ob es für die Schweiz möglich ist, den Übergang zu 100 Prozent erneuerbaren Energien ohne neue Erdgaskapazitäten, ohne massive Neuinvestitionen in die Energiespeicherung – insbesondere die saisonale Speicherung – zu vollziehen.

Die Studie gelangte zu zwei zentralen Erkenntnissen: Erstens ist es von grosser Bedeutung, ob die gesamte genutzte Wind- und Solarenergie im Inland produziert wird oder ob ein Anteil unserer erneuerbaren Energien aus Regionen mit zuverlässigeren Produktionsbedingungen importiert wird. Für ein Versorgungsszenario mit ausschliesslich heimischer Energie bräuchte die Schweiz Erdgas als Überbrückungsenergie, doch bereits kleinere Importe könnten den Bedarf an Gas eliminieren und gleichzeitig die Kosten für die Konsumenten senken.

Zweitens ergeben sich mit kleineren Importen erneuerbarer Energien keine deutlichen Kostenvorteile gegenüber der Installation von Gaskraftwerken. Es ist unklar, wie viel neue Wind- und Solarenergie künftig kosten wird. Geht man davon aus, dass die Kosten weiter deutlich sinken werden, umfassen die kostengünstigsten Optionen für die Schweiz kein Erdgas. Auch mit pessimistischeren Kostenentwicklungsprognosen würde die Nutzung von Erdgas als Brückentechnologie die Stromgestehungskosten im Vergleich zum kostengünstigsten, ausschliesslich auf Erneuerbaren beruhenden System um lediglich 3 Prozent senken.